The American Dissident: Literature, Democracy & Dissidence


Albrecht Haushofer (1945)—Critical Poems

“Dem Ende Zu” comes from Moabit Sonnets named after the Moabit district in Berlin where Haushofer spent the last months of his life in the Gestapo prison, most of the time in fetters, awaiting his trial as a German resistor against the Nazi regime. All 80 sonnets were written in the prison. On April 23, 1945, the Soviet troops were clos­ing in on the Berlin. Haushofer and others were released by authorities. But immediately outside the gates, a band of SS men took over, marched the prisoners to a vacant lot nearby, shot them through the nape of the neck, and left them dead on the ground. Some three weeks later, Haushofer's body was found by his younger brother, Heinz. The dead man's right hand was hidden under his coat, still pressing to his heart the five folded sheets of paper bearing the sonnets.  In the poem, der Hinkende (the Limper) refers to Goebbels, der Gefreiter (the Corporal) to Hitler, der General to Keitel, second in command of the German army.  An English translation follows.

Dem Ende Zu
Die Stimmen, die von aussen uns erreichen,
sind schrill und heiser. Geiferndes Erschrecken
verrät der Hinkende. Die andern recken
mit hohlem Schrei die toten Siegeszeichen.

Das Ende wittern selbst erprobte Toren.
Doch kann der Krieg nicht enden dieses Mal,
bis kein Gefreiter mehr, kein General
behaupten darf, er wäre nicht verloren. 

Was half es, dass der wägende Verstand
die Rechnung führte bis zum letzten Schluss!
Der Wahn gegreift nur, was er fühlen muss.

Der Wahn allein war Herr in diesem Land.
In Leichenfeldern schliess sein stolzer Lauf,
und Elend, unermessbar, steigt herauf.

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Listening to the End
The voices, which from outside reach us,
are shrill and hoarse. Driveling, raging terror
betrays the Limper. The others crane and peer
with hollow cries at the dead signs of victory.

Even well-tested madmen scent the end.
And yet the war cannot be over this time
until no Corporal any more, no General,
dares declare that it has not been lost.

What use, that a balancing sagacity
carried the accounting to its final close!
Madness grasps only what it is made to feel.

Madness alone lorded it over this country.
Its proud run finishes in fields of corpses,
and misery, immeasurable, rises up.

 

Verhängnis
Im Westen steigt Gewitter aus den Meeren,
vom Osten überzieht ein Steppenbrand
mit ungeheuren Flammen alles Land,
und keine Macht ist da, den Sturm zu wehren.

Verschwendet sind in frevlem Ubermut
die Kräfte, die beharren und bewahren.
Nun rächt sich das entwurzelnde Verfahren,
das viel zu reich und rasch vergossne Blut.

So schliesst nun ab in jäh zerborstnem Stein,
in zuckendem Gefild, zerstampfter Saat,
so endet jetzt im Untergang die Tat.—

Nur Schutt und Asche werden Zeugen sein,
nur Schutt und Asche, wo in tausend Jahren
gezeugte Bilder hochsten Daseins waren . . .

 

Spatzen
Zuweilen kommt Besuch: Das Eisengitter,
für mich Gefängnis, ist für andre Rast.
Ein Spatzenpaar ist gerne da zu Gast,
ein Spatzenfräulein und ein Spatzenritter.

Sie lieben sich in Zank und Zärtlichkeit,
sie haben schnäbelnd sich viel zu erzählen,
und wollt ein andrer Spatz die Spätzin wählen,
dann gäb es einen fürchterlichen Streit.

Wie seltsam ist es, ungehemmtem Leben
in Fesseln voller Frage nahzustehn—
ob mich die flinken, schwarzen Augen sehn?

Sie schauen fort. Ein Tschilp, ein Flügelheben,
der Eisenrost ist leer. Ich bin allein.
Wie gerne möcht ich bei den Spatzen sein—